Lightbox – Das Porträt

15. April 2019

Das Porträt – eine Königsdisziplin der Fotografie. Ein Bild, das uns einem Menschen näherbringt, ganz gleich, wo auf der Welt es aufgenommen wurde. In der neuen Lightbox stellen wir fünf sehr unterschiedliche Porträts von LFI.Gallery-Fotografen aus Vietnam, Deutschland, Italien, Thailand und den USA vor.
„Ein Porträt! Was könnte einfacher und zugleich komplexer, offensichtlicher und zugleich tiefgründiger sein“, konstatierte 1859 der französische Schriftsteller Charles Baudelaire. Klassischerweise wird bei einem Porträt die Büste eines Menschen dargestellt, also Kopf, Hals, Schultern und Brust bis zum Ansatz der Arme. Man bezeichnet die Darstellung der Büste als eine halbnahe Einstellung.

Bei der Halbtotalen ist mehr von der Kleidung einer Person zu sehen. Es wird offensichtlicher, wie sie auf ihre Umwelt wirkt. Gleichzeitig wird aber auch mehr von der Umgebung, in der sich der Mensch befindet, sichtbar. Wird dieser Hintergrund inhaltlich in Beziehung zum Protagonisten gestellt, kann das Bild einen weiteren Aspekt aus dem Leben des Porträtierten enthalten: seinen Arbeitsplatz, an dem er einen großen Teil seines Lebens verbringt, sein Zuhause, die Ausübung einer geliebten Tätigkeit oder den Familienkreis.

Nähert sich der Bildausschnitt eines Porträts dem Gesicht des Menschen und zeigt nur noch den Kopf der Person, spricht man von einer Nahaufnahme. Hier treten die Gesichtszüge des Menschen in den Vordergrund. Eine möglichst detailgetreue Wiedergabe erweist bei diesen Porträts die Güte des verwendeten Equipments. Solche Aufnahmen haben oft einen neutralen Hintergrund und werden häufig im Studio aufgenommen.

Obwohl man bei einer Nahaufnahme so gut wie keinen Hintergrund mehr sieht, ist es dennoch möglich, die Umwelt in Relation zur Person zu stellen. Wenn die Person einen Beruf oder eine Tätigkeit ausübt, die Spuren im Gesicht hinterlässt, so ist es auch bei einer Nahaufnahme möglich, indirekt vom Umfeld zu erzählen.

Je mehr Aspekte und Geschichten aus dem Leben eines Menschen sich in einem Porträt widerspiegeln, umso tiefer und beeindruckender wird es – es beginnt zu sprechen.

Und natürlich gibt es auch Porträts, die sich der eigentlichen Intention eines Porträts entziehen. Hier ist die Verweigerung einer (Gesichts)-Information das Statement: Unkonventionalität, Eigensinn oder schlicht Individualismus. Gerade weil die Gesichtszüge vorenthalten werden, entsteht ein Porträt, das offen für jegliche Vorstellungskraft ist. (Olaf Staaben)
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