Coyolillo und sein kostümiertes Geheimnis

Koral Carballo

13. Juni 2018

Die Bewohner des mexikanischen Dorfs Coyolillo sind Nachkommen schwarzer Sklaven aus der Kolonialzeit. Der Karneval, den die Mitglieder dieser kleinen afro-mexikanischen Gemeinde jedes Jahr feiern, erinnert sie an ihre Wurzeln und bewahrt gleichzeitig ihre Identität. Die mexikanische Fotografin Koral Carballo sprach mit uns über ihre Beziehung zu den Menschen in diesem unscheinbaren, aber geschichtsträchtigen Ort.
Die Bewohner des mexikanischen Dorfs Coyolillo sind Nachkommen schwarzer Sklaven aus der Kolonialzeit. Der Karneval, den die Mitglieder dieser kleinen afro-mexikanischen Gemeinde jedes Jahr feiern, erinnert sie an ihre Wurzeln und bewahrt gleichzeitig ihre Identität. Die mexikanische Fotografin Koral Carballo sprach mit uns über ihre Beziehung zu den Menschen in diesem unscheinbaren, aber geschichtsträchtigen Ort.

Ihre Fotos sind in Coyolillo entstanden. Warum gerade dieser Ort?

Coyolillo ist ein Dorf, das in Stille überlebt: es überlebt die Vernachlässigung der Behörden, den rasanten Fortschritt und die fehlenden Versorgungsmöglichkeiten. Meine Bilder sind eine Hommage an die Menschen dort, die ihr Leben trotz ihrer Vergangenheit und aktuellen Situation in Würde führen und jedes Jahr eine Party organisieren, die sie daran erinnert, wer sie sind und woher sie kommen.

Was bedeutet der Karneval für die porträtierten Menschen?

Der Karneval hat für jeden eine eigene, ganz persönliche Bedeutung. Einer der Einwohner hat mir einmal gesagt, dass der Karneval ihn an seine afrikanischen Wurzeln erinnere und die pure Freude darüber bedeute, frei zu sein. Darüber hinaus erlaubt der Karneval, Wünsche auszudrücken, Leidenschaften nachzugehen oder einfach nur Unfug zu treiben. Zudem kann er helfen, ein paar Tage lang Unterdrücktes zu entfesseln.

Wie haben die Leute reagiert, als Sie ihnen von Ihrem Projekt erzählt haben?

Die Menschen in Coyolillo haben das Projekt mit offenen Armen empfangen. Anfangs habe ich nicht viele Fotos gemacht und Freundschaften mit einigen Leuten dort aufgebaut. Erst später begriff ich, dass die Partizipation der Protagonisten von fundamentaler Bedeutung für das Projekt war. Die Bilder sind das Ergebnis eines Prozesses, den Ideen und Dialoge angetrieben haben.

Einige Ihrer Bilder wirken geradezu „erdig“ – der Mais, die Büsche, der Boden, was symbolisieren sie?

Dank der Maisernte können die Familien in Coyolillo überleben. Die Landschaft spielt hingegen eine Rolle bei der Interpretation von Zeit, die in dieser Gegend unveränderlich erscheint. Die Natur fungiert als Zeuge der Geschichte.

Karneval ist eine farbenfrohe, lebendige Veranstaltung, aber Ihre Bilder erscheinen ziemlich düster. Warum haben Sie diesen Look gewählt?

Während der Produktion und der Begegnung mit verschiedenen Gelehrten der schwarzen Völker in Mexiko fiel mir auf, dass Coyolillo noch im Dunkeln der mexikanischen Geschichte verborgen liegt. Deshalb habe ich die Entscheidung getroffen, das Dorf und seine Wurzeln mit Hilfe der Fotografie zu beleuchten. Die Beleuchtung der Bilder ist also auch ein narratives Element, das auf den historischen Kontext dieser Erzählung verweist.

Alle Bilder auf dieser Seite © Koral Carballo
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Koral Carballo

Koral Carballo+-

Koral Carballo wurde 1987 im mexikanischen Bundesstaat Veracruz geboren. Mit ihrer Arbeit möchte sie die Grenzen von Journalismus, bildender Kunst und Dokumentarfotografie erweitern. Dabei erforscht sie Themen wie Identität, Gewalt und territoriale Ansprüche. Neben ihrer Arbeit als freie Fotografin ist sie Teil des Fotokollektivs TRASLUZ und Lehrerin in dokumentarischer Fotografie.

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