Zeitlose Eleganz

John Tuckey

27. Juli 2018

Der 1973 geborene britische Fotograf John Tuckey inszeniert in seinen Aufnahmen die Schönheit einer vergangenen Epoche. Wir sprachen mit ihm über seine Art zu fotografieren, über Nostalgie und warum er ästhetisch Schwarzweiß den Vorzug gibt.
LFI: Wie sind Sie auf Leica gekommen?
John Tuckey: Mein fotografisches Abenteuer begann eher zufällig, das war im Jahr 2013. Ein Freund, Amateurfotograf, hatte sich von seiner Partnerin getrennt. Um ihn aufzumuntern, schlug ich ihm ein paar Ausflüge vor. Wir besuchten alte Gebäude, Ausstellungen und verschiedene Shows – was einen Amateurfotografen halt interessieren könnte. Und dann hat es mich selbst auch gepackt. Meine erste Kamera war eine DSLR von Canon, aber ich hasste sie. Zu groß und zu viele Buttons. Die zweite war eine Panasonic M4/3 (damals Olympus), umständlich im Umgang und wieder zu viele Bedienelemente. Ein professioneller Fotograf riet mir, es mit einer Leica zu versuchen. Meine erste war eine gebrauchte X1, dann eine M8 gefolgt von einer M9 und einer M7 und schließlich die M Monochrom. Derzeit verwende ich eine M-P240. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, ein anderes System zu benutzen.

Vor welchen Herausforderungen standen Sie am Anfang?
Ich war unzufrieden darüber, dass ich Dinge zum Fotografieren „finden“ musste. Die Bilder, die ich im Kopf hatte, mussten eher „gemacht“ als „gefunden“ werden. Also begann ich zu lernen, wie man sie macht, und, noch wichtiger, wie sie früher gemacht wurden. Schnell drehte sich alles, was ich mit meinen Kameras machte, nur noch darum. Wenn man sich meine Arbeiten von 2013 bis 2019 ansieht, ist die Lernkurve deutlich erkennbar – und ich glaube nicht, dass sie jemals enden wird.

Wie bereiten Sie Ihre Aufnahmen vor?
Lange bevor ich mit einem Model arbeite, habe ich normalerweise eine Liste von Ideen und ein Konzept im Kopf. Meine Ideenliste wird immer ehrgeiziger, was meine Leistung verlangsamt. Es gibt Models und Visagisten, mit denen ich regelmäßig arbeite, besonders wenn ich etwas Neuem ausprobieren möchte. Das kann mühsam sein, sodass es viel einfacher ist, wenn ich mit Leuten arbeite, die ich gut kenne.

Warum fotografieren Sie Ihre Porträts und Beauty-Aufnahmen ausschließlich in Schwarzweiß?
Ich hatte schon immer ein Faible für das Monochrome. In den 1970er-Jahren verliebte ich mich als Kind in alte Schwarzweißfilme. Wie viele andere identifiziere ich Schwarzweiß mit einer vergangenen Ära – einer Ära, die wir mit Glamour und Romantik ebenso verbinden wie mit der Tragödie des Krieges. Ich glaube, dass die Verwendung von Schwarzweiß eine Art „emotionale Erinnerung“ auslöst. Durch Schwarzweiß und ein bestimmtes Licht oder Details der Garderobe kann man den Betrachter dazu bringen, einen Hauch der Eleganz dieser Zeit für sich in Anspruch zu nehmen. Ich denke, meine Entscheidung für Schwarzweiß ist in vielerlei Hinsicht eine Ablehnung der modernen Welt und ihrer Empfindlichkeiten, die heute allzu oft unpersönlich, aufdringlich, kitschig und grell sind.

Auf John Tuckey ist die Redaktion in der LFI.Gallery aufmerksam geworden.
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © John Tuckey
EQUIPMENT: Leica M-P240, Noctilux-M 1:0,95/50 Asph, Summilux-M 1:1.4/50 Asph

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Geboren 1973 in England. Kunstschul-Abbrecher und Fotografie-Spätstarter mit Leidenschaft für den Glamour einer vergangenen Zeit. Mehr

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