Die Kinder Syriens

Daniel Etter

29. September 2017

Kinderaugen, die vom Bürgerkrieg in Syrien erzählen: Fotograf Daniel Etter hat zusammen mit Louay Yassin, Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer, Einrichtungen der Organisation im Großraum Damaskus besucht, in denen traumatisierte Kinder und Kriegswaisen ein neues Zuhause gefunden haben.
Kinderaugen, die vom Bürgerkrieg in Syrien erzählen: Fotograf Daniel Etter hat zusammen mit Louay Yassin, Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer, Einrichtungen der Organisation im Großraum Damaskus besucht, in denen traumatisierte Kinder und Kriegswaisen ein neues Zuhause gefunden haben. LFI sprach mit Yassin über die Suche nach dem richtigen Fotografen und über Porträts, die eine andere Seite des Krieges zeigen. Vom 29. September bis zum 8. Oktober 2017 zeigt LFI in Hamburg die Ausstellung Die Stille nach der Katastrophe. Pulitzer-Preisträger Daniel Etter porträtiert Kinder in Syrien.

Wie kam der Kontakt mit Daniel Etter zustande?

Wir suchten nach einem Fotografen, der nicht nur einfach syrische Kinder fotografieren könnte. Er sollte ihnen mit Respekt begegnen und ihnen ihre Würde lassen. Ein Kollege, der Daniel Etter schon kannte, sagte mir, Etter könne nicht nur hervorragend fotografieren, sondern er komme den Menschen auch sehr nahe, ohne sie bloßzustellen, und habe sogar für eines seiner Fotos den Pulitzer-Preis erhalten. Wir sahen uns Fotos von Daniel Etter an und waren begeistert.

Was sollen die Bilder vermitteln?

Diejenigen von uns, die in Syrien waren, ließen die Gesichter der traumatisierten Kinder, die wir in den SOS-Einrichtungen betreuen, nicht mehr los. Etters Fotos sollten zeigen, wie zerbrechlich die Seelen der Kinder sind. Er sollte aber auch die innere Stärke und die Energie der Kinder ablichten, die sie in ein normales Leben zurückführt. Kein einfaches Unterfangen. Aber wir finden, Etter hat das hervorragend gelöst.
 
Braucht es Bilder, um die Lage vor Ort zu verstehen?

Ja, die braucht es. Eigentlich müsste man hinfahren und das entsetzliche Geschehen vor Ort selbst erleben. Hierzulande ist man solche Eindrücke glücklicherweise nicht mehr gewöhnt, kann sich also kein wirkliches Bild davon machen. So ging es auch mir. Bis ich selbst in Damaskus war, hatte ich keine wirkliche Vorstellung von der Lage, vor allem nicht davon, was Krieg in Menschen anrichtet – obwohl die Informationen über Syrien seit Jahren über meinen Tisch gehen. Es ist etwas anderes, ob wir die üblichen Kriegsbilder in den Nachrichten sehen, oder Fotos von Daniel Etter. An erstere haben wir uns gewöhnt, schauen meist gar nicht mehr richtig hin. Etters Porträts aber zeigen uns eine ganz andere Seite des Krieges: zerbrechliche und zerbrochene Kinder, denen man ansieht, dass sie Entsetzliches erlebt haben, ohne, dass man ihre Geschichte dazu erzählen müsste. Ein Blick in die Augen der Kinder von Damaskus hat mir mehr erzählt als die ganze Berichterstattung über den Syrienkrieg.

Fotos: SOS-Kinderdörfer weltweit /Daniel Etter

Die ganze Reportage, sowie ein Interview mit dem Fotografen lesen Sie in der LFI 7/2017.
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Daniel Etter

Daniel Etter+-

Daniel Etter ist Autor, Fotograf und Filmemacher. Nach dem Politik- und Journalismusstudi-um erhielt Etter 2013 ein Stipen-dium der Kathryn Davis Fellowship for Peace. Seine Bilder wurden von der Alexia Foundation und beim Wettbewerb Picture of the Year International aus-gezeichnet. 2016 erhielt er für ein Bild irakischer Flüchtlinge den Pulitzer-Preis. Als Textjournalist wurde er u. a. mit dem Axel Springer Preis gewürdigt. Mehr

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