Gérard Musy – Kaleidoskop

Gérard Musy

2. Januar 2015

Die Welt ist bunt, kunterbunt. Vorausgesetzt, man betrachtet sie mit den Augen von Gérard Musy. Ein Gespräch über leuchtende Farben und optische Spielereien.
Die Welt ist bunt, kunterbunt. Vorausgesetzt, man betrachtet sie mit den Augen von Gérard Musy. Sein jüngstes Projekt „Kaldeidoskop“ präsentierte der Schweizer Fotograf in einem temporären Ausstellungsraum der Pariser Galerie Esther Woerdehoff. Begleitet von der Musik von Eric Satie und John Cage entstand während des Pariser „Moia de la Photo Off“ eine Projektion der besonderen Art. Ein Gespräch über leuchtende Farben und optische Spielereien.


Wie kamen Sie auf die Idee für dieses außergewöhnliche Projekt?

Tatsächlich plane ich meine Themen nie im voraus; ich fotografiere auch in meinem Privatleben. Ich habe einfach immer eine Leica dabei. Meine persönlichen Arbeiten entstehen meist im Vorübergehen. Ich nehme Dinge auf, die ich um mich herum entdecke, ohne dass ich vorher darüber nachdenke. Eher intuitiv ohne irgendein Konzept. Nach einer ganzen Weile bemerkte ich, dass ich mehrere kräftige Farbaufnahmen gemacht hatte. Ich packte sie zusammen, um daraus ein neues Thema entstehen zu lassen.


Wann und wo sind die Aufnahmen entstanden? Oder hielten Sie immer Ausschau nach passenden Motiven?

Wenn ich normalerweise eine Serie machen, ist das ziemlich zeitintensiv. Der Prozess dauert mindestens zehn Jahre. Dieses Mal ging es schneller. Tatsächlich habe ich 2010 damit angefangen, als ich mir die digitale M9 kaufte. Als sehr traditioneller Schwarzweißfotograf hat es mir große Freude bereitet, Aufnahmen zu machen, die sofort sichtbar waren. Nach und nach wurde ein kleiner Spaß daraus. Das Thema ist einfach sehr erfrischend – verglichen mit meinen anderen Themen. Meine Freunde waren schockiert und einige Sammler ebenfalls. Frische ist vielleicht auch der Begriff, der das Thema am treffendsten beschreibt. Auf Nachbearbeitung verzichte ich üblicherweise und auch hier bei diesen leuchtenden Farben habe ich keine Zeit mit Photoshop-Bearbeitungen verschwendet. Alle Bilder entstanden während irgendwelcher Feste und Feiertage: Ferien in Italien und Spanien am Strand, Ferien in Cordoba, Pferderennen in Siena, Neujahrspartys in Paris, weihnachtliche Schaufenster in London. Also immer zu einer munteren und fröhlichen Zeit! Vermutlich hatte ich eine neue Perspektive gebraucht: Meine letzte, noch unveröffentlichte Arbeit Lontano/Lejano ist eine Reminiszenz an eine verlorene Zeit – ein Verweis auf Proust, allerdings in Süditalien und Spanien.


Warum haben Sie die Bilder zu Kompositionen zusammengestellt?

Wenn man vier Bilder zusammenstellt, dann ist das, als ob man einen unendlich großen Raum sprengt – es ist wie ein Urknall. So entsteht derselbe Spiegelungseffekt wie bei einem echten Kaleidoskop. Und es hat mir großen Spaß gemacht, verschiedene Kombinationen auszuprobieren wie bei einem Puzzle. Ein optisches Spiel! „Kaleidoskop“ ist einfach eine schöne Komposition vieler bunter Elemente.


Was bedeutet Farbe für Sie?

Die Farben sind die Fortsetzung des Lichts, die Fortsetzung durch ein Prisma. Sie gehören zur Fotografie – das Wort „photo“ bedeutet auf Griechisch „Licht“. Licht ist Leben. Wie alle anderen Lebewesen ziehen mich Licht und leuchtende Farben auf natürliche Art und Weise an – Bienen etwa werden von bunten Blumen angezogen. Als Modefotograf liebe ich Make-up bei Models … Farben bedeuten auch Attraktivität und Vielfalt – also Überfluss. Ein Füllhorn! Schwarzweiß wendet sich mehr an den reflektierenden Geist.


Könnten Sie sich ein Leben ohne Farben vorstellen?

Definitiv nicht!
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Gérard Musy

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1959 in der Schweiz geboren, machte Gérard Musy 1986 seinen Abschluss in Kunstgeschichte an der Universität in Genf. Musy lebt und arbeitet in Paris. Zu seinen Kunden gehören u.a. Armani, Paco Rabanne. Seine Fotografien werden in internationalen Zeitschriften, wie Vanity Fair, Harper’s Bazaar und Skin Two veröffentlicht. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, seine Arbeiten sind Teil der Sammlung der Bibliotéque Nationale de France, der Schweizer Fondation für Fotografie in Winterthur und des Museums de L’Elysée in Lausanne. Mehr

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