Deglet Nour

Tytus Grodzicki

20. Mai 2020

In seinem kürzlich publizierten Buch nimmt uns der polnische Fotograf mit auf seine Reisen durch Algerien, das er bereits aus Kindertagen kennt. Nach Jahrzehnten hat er das nordafrikanische Land neu entdeckt und mit seiner Leica die aktuelle Situation eingefangen.
In seinem kürzlich publizierten Buch Deglet Nour nimmt uns der polnische Fotograf mit auf seine Reisen durch Algerien, das er bereits aus Kindertagen kennt. Nach Jahrzehnten hat er das nordafrikanische Land neu entdeckt und mit seiner Leica die aktuelle Situation eingefangen. Kein nostalgischer Rückblick, sondern ein lebendiger Blick auf den Alltag und die Gegenwart in algerischen Städten. Wir sprachen mit ihm über seine Erfahrungen und das Buch.

LFI: Welche persönliche Geschichte verbindet Sie mit Algerien?
Tytus Grodzicki: Ich war von 1983 bis 1984 dort, als ganz junger Teenager. Meine Eltern arbeiteten in Algerien als Ingenieure in einem Planungsbüro. Ich fand mich im Ausland auf einem anderen Kontinent wieder, das war ziemlich ungewöhnlich. Wir sind viel durch dieses große, faszinierende Land gereist.

Waren Sie später wieder einmal in Algerien?
In den 1990er-Jahren herrschte in Algerien Bürgerkrieg und es war unmöglich, dorthin zu reisen. Als ich 2008 zum ersten Mal wieder dorthin fuhr, organisierte ich ein Offroad-Abenteuer durch die Sahara – eine Wüstenstrecke von etwa 6000 km. Dabei lernte ich meinen Freund Piotr kennen, der eine ähnliche Geschichte hat – er lebte sogar noch länger in Algerien als ich.

Wann ist Ihre Serie entstanden?
Im Jahr 2014 haben Piotr und ich beschlossen, wieder nach Algerien zu reisen. Wir wollten in erster Linie die Orte besuchen, in denen wir gelebt hatten, aber auch andere Städte. Es war eine Backpacker-Reise. Wir reisten hauptsächlich mit dem Bus und dem Zug. Die Bilder für Deglet Nour entstanden bei zwei mehrwöchigen Aufenthalten im Mai/Juni 2014 und im Februar 2015.

Welche Orte haben Sie denn besonders interessiert?
Die Routen führten hauptsächlich durch den nördlichen Teil des Landes, erreichte aber auch einige Orte am Nordrand der Sahara, Städte wie Ghardaia, Biskra, El Oued und Touggourt. Da ich mich in meinen Fotoarbeiten hauptsächlich für das alltägliche Leben interessiere, lasse ich mich gerne durch die Straßen treiben und beobachte, wie die Menschen leben – so ist es auch in Polen und in anderen Orten, in denen ich fotografiere.

Gab es Dinge, die sich nicht geändert haben?
Ja, die Gastfreundschaft und die Freundlichkeit der Menschen.

Sie haben die Serie mit einer Leica M 240 fotografiert, richtig? Warum haben Sie sich für Schwarzweiß entschieden?
Ja, meine Hauptkamera ist seit einiger Zeit die Leica M. Ich habe mit der M9 begonnen, mit der M240 weitergemacht und jetzt verwende ich die M10-P. Als Backup verwende ich eine Ricoh GR3. Mit Letzterer entstanden auch einige Aufnahmen, aber Deglet Nour wurde beinahe komplett mit der M240 aufgenommen. Ich interessiere mich hauptsächlich für Formen, Komposition, Gesten und Menschen. Manchmal beeinflusst Farbe diese Aspekte zu stark, deshalb habe ich hier Schwarzweiß bevorzugt.

Könnten Sie uns bitte noch den Titel des Buches erläutern?
Als die Vorbereitungen für das Buch nahezu abgeschlossen waren, kam ich auf die Idee, dass Deglet Nour sehr gut passen würde. Das ist der Name der besten Dattelsorte in Algerien. Er könnte als „Finger des Lichts“ übersetzt werden. Das Licht gibt den Datteln und der Fotografie Leben. Dieser Titel verleiht meiner Schwarzweißserie eine gewisse Sanftheit und Süße.

Wie waren die Reaktionen auf das Buch in Algerien?
Die Reaktionen waren sehr herzlich. Meine Freunde sind gerührt und stolz auf meine Arbeit, einer von ihnen kam sogar zur ersten Ausstellung, die im Winter 2019 in Posen stattfand. Ich hoffe, dass ich eine Ausstellung in Algerien realisieren kann, ich habe einige Pläne für 2021.

Deglet Nour ist 2018 bei Blow Up Press erschienen; die Serie soll 2020 in Krakau ausgestellt werden und ist zum Addis Foto Fest nach Äthiopien eingeladen.

Mehr Informationen und ein ausführliches Portfolio finden Sie in der aktuellen LFI 4/2020.
Ulrich Rüter
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Tytus Grodzicki
EQUIPMENT: Leica M (Typ 240)
mit Summicron-M 1:2/35 Asph

Tytus Grodzicki+-

lukasz_szamalek_duży
© Lukasz Szamalek

...wurde 1972 in Posen, Polen, geboren. Sein Studium hat er 1995 an der Wirtschaftsuniversität von Posen mit einem Master abgeschlossen. Grodzicki führt ein eigenes Unternehmen im Bereich der Bauberatung. Seine fotografischen Interessen liegen vor allem in der Dokumentar-, Reise- und Street Photography. Das Mitglied der Polnischen Gesellschaft für künstlerische Fotografie lebt und arbeitet in Posen. Mehr

1/9
1/9

Deglet Nour

Tytus Grodzicki