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08.06.2018

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Die gesamte Triennale der Photographie Hamburg steht unter dem Motto „Breaking Point. Searching for Change“. Der Kurator Krzysztof Candrowicz zielt mit dem Programm auf die Frage nach der heutigen Bedeutung der Fotografie im gesellschaftlichen Kontext. Was sind die politischen, sozialen und ökologischen Veränderungen, die uns alle angehen, und was kann das Medium Fotografie leisten, welche Anregungen und Antworten finden Fotografen und Künstler auf aktuelle Themen? Zusammengehalten werden die Themen der Hamburger Museen durch die Befehlsbegriffe einer Computertastatur. Jeder benutzt täglich diese Steuerungsbefehle – ohne groß darüber nachzudenken. Dass [control], [home], [return] oder [delete] durchaus mächtige Bedeutungen haben können, belegen die einzelnen Ausstellungen eindrücklich.

Wir sprachen mit LFI-Autor Ulrich Rüter, der das Triennale-Team als kuratorischer Berater unterstützt, über seine Erfahrungen und seine Tipps für das Festival.

LFI:Schaut man allein in Trimag, das kostenlose Magazin zur Triennale, so ist man von der Fülle der Veranstaltungen und Ausstellungen überrascht. Was sind Ihre persönlichen Highlights?
Ulrich Rüter: Natürlich wäre es am besten, sich gleich ein paar Tage freizunehmen, um sich durch das Programm der Triennale treiben zu lassen. Ganz strategisch sollte man unterscheiden, welche Ausstellungen nur in der Festival-Eröffnungswoche laufen und welche Präsentationen den ganzen Sommer über gezeigt werden. Am besten startet man an den Hamburger Deichtorhallen: Dort ist das Festivalcenter mit mehreren Containern, in denen sich nicht nur Hochschulen und der [photobook space] präsentieren, sondern auch die von Emma Bowkett und Krzysztof Candrowicz kuratierte Ausstellung [enter] gezeigt wird. Diese Schau ist sicher ein guter Einstieg in die Fragestellung der Triennale. Angesichts verstärkter globaler Herausforderungen – vom Klimawandel über die Flüchtlingskrise und politische Unruhen bis hin zu Cyberattacken und der Bedrohung durch Terrorismus – stellt sich die Frage, wie und ob das Medium der Fotografie in der Lage ist, einen visuellen Kommentar zu diesen Problemen zu geben. In dieser Einführungsausstellung sind unter anderem dabei: Mandy Barker, Gábor Arion Kudász, Claudius Schulze, Martin Errichiello, Filippo Menichetti und Mathieu Asselin, dessen mittlerweile vielfach ausgezeichnete Serie Monsanto: A photographic investigation mit ihm während eines Artist Talks (Samstag, 9. Juni, 18.00 Uhr, Spiegel Verlag) diskutiert werden kann.
Auch die Ausstellung [control] no control in der Hamburger Kunsthalle wird ein Highlight der Triennale sein. Die Kuratorinnen Petra Roettig und Stephanie Bunk zeigen dort künstlerische Strategien, die der alltäglichen Kontrolle Widerstand leisten wollen. Sie präsentieren das Thema Kontrolle mit hochkarätigen Künstlern, u.a. mit Adam Broomberg & Oliver Chanarin, Sophie Calle, Thomas Demand, Thomas Ruff und Richard Mosse, dessen beeindruckende Installation Incoming man auf jeden Fall auf sich wirken lassen sollte. Auch er wird persönlich über seine Arbeit in einem Talk berichten (Samstag, 9. Juni, 16.00 Uhr, Hamburger Kunsthalle).

Neben diesen thematischen Ausstellungen gibt es aber auch noch weitere Einzelpräsentationen?
Ja, drei Künstler werden erstmals mit Einzelausstellungen in Hamburg gezeigt: Shirana Shahbazi (im Kunsthaus Hamburg), Anton Corbijn (im Bucerius Kunst Forum) und ganz besonders freue ich mich auf die Ausstellung des katalanischen Künstlers Joan Fontcuberta (in der Barlach Halle K). Mit drei seiner Serien hat die Kuratorin Alison Nordström ein großartiges Szenario zusammengestellt, das die gängige Fotogeschichtsschreibung wunderbar ironisch hinterfragt.

Gibt es denn auch Leica-Fotografen im Programm?
Ob und wie viele Leica Fotografen sich unter den vielen zeitgenössischen Positionen der Triennale finden, kann ich nicht genau einschätzen. Aber einige der Triennale-Hauptausstellungen zeigen historische Positionen und hier sind dann auch Klassiker der Leica-Fotografie zu finden. Das liegt natürlich auch an den Themen: die Ausstellung [delete] im Museum für Kunst und Gewerbe fragt nach der Auswahl und Zensur im Bildjournalismus. Am Beispiel bildjournalistischer Serien u.a. von Hanns-Jörg Anders, Günter Hildenhagen oder Thomas Hoepker wird der Frage nachgegangen, welche Bilder überhaupt in die Medien kommen und welche Mechanismen darüber entscheiden. Weitere Leica-Klassiker gibt es auch in der Ausstellung [space] im Haus der Photographie in den Deichtorhallen. Unter dem Titel Street. Life. Photography. eröffnet sich hier ein spannender Überblick zur Street Photography. Aus sieben Jahrzehnten hat die Kuratorin Sabine Schnakenberg rund 320 Arbeiten von 52 Künstlern ausgewählt – sicherlich eine der umfangreichsten Präsentationen dieser Triennale. Neben den Klassikern des Genres, angefangen bei Lisette Model oder Hein Gorny, über Diane Arbus, Harry Callahan, Robert Frank, Lee Friedlander, William Klein, Joel Meyerowitz und Martin Parr werden in der Ausstellung auch junge, zeitgenössische Positionen präsentiert, u.a. von Maciej Dakowicz, Mohamed Bourouissa, Ahn Jun, Loredana Nemes, Doug Rickard und Harri Pälviranta.

Was hat es mit der Off-Triennale auf sich?
Ergänzt werden die großen Ausstellungen nicht nur durch diverse Satelliten- und Galerie-Programme, sondern erstmals wurde auch ein Off-Bereich kuratiert, dessen 15 Ausstellungen das Thema Breaking Point gezielt aufgreifen. Hier sind wirklich neue überraschende Orte zu entdecken, aber auch ungewöhnliche Künstler und Bildserien. Ob Galerie, Labor, Hafenschute oder Ausstellungen im Kraftwerk Bille – auch für die Hamburger gibt es, die Stadt neu wahrzunehmen. Insgesamt lebt die Triennale der Photographie von der Vielfalt der künstlerischen Positionen und ich bin sicher, dass sich die besondere Energie des Festivals auch auf das Publikum übertragen wird. Selbst das Wetter scheint ja perfekt mitzuspielen, sodass uns alle spannende Festivalwochen erwarten.

Vielen Dank für diese erste Einführung.

Alle weiteren Informationen finden sich im Triennale-Magazin, in dem begleitenden Triennale-Buch Breaking Point und auch auf der Homepage der Triennale.
Mandy Barker,  SOUP :  Bird's Nest © Mandy Barker,  Mit  Genehmigung der East Wing  Gallery, Dubai
Anton Corbijn, a. bolan 2,  strijen, holland‘ 2002, Leihgabe des Anton  Corbijn  © Anton Corbijn
© Sonja Hamad
Vorbereitungsskizze für Erotique Voilée in der Trepats  Werkstatt,  1931  Von der Ausstellung  “Photography :  Crisis of History ”  von © Joan Fontcuberta
Nadja Bournonville,  Potato Diet,  aus der Serie:  Intercepted, 2017 ©  Nadja  Bournonville
© Janet Delaney, Helen and her  husband, Chester at the Helen Cafe, 486 6th street,  1980
© Anika Meier

Ulrich Rüter

Der Kunst- und Fotografiehistoriker ist in Hamburg als freier Kurator, Dozent und Autor tätig. Seit 2010 ist er Mitarbeiter des LFI-Magazins. Als kuratorischer Berater unterstützt er das Team der Triennale der Photographie Hamburg.
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