Natura Belaunaldia

Ana María Arévalo

3. Dezember 2020

Die Venezolanerin fotografiert aussagekräftige Porträts junger Klimaaktivisten im spanischen Baskenland.
Natura Belaunaldia ist eine eindrucksvolle Porträtserie über die Generation junger Klimaaktivisten im spanischen Baskenland. Entstanden sind die Porträts in ihren eigenen Zimmern – jenen Orten, an denen sie während des Lockdowns die meiste Zeit verbrachten. 

LFI: Wie sind Sie auf dieses Thema gekommen und welche Rolle spielt es in Ihrem Leben?
Ana María Arévalo: Der emotionale Tribut, den die Covid-19-Pandemie von uns allen fordert, ist beispiellos. Es ist wichtig, über die Grundursachen all dessen zu sprechen. Im Kollektiv Ayün fotógrafas haben wir beschlossen, ein Gemeinschaftsprojekt namens The Nature Within ins Leben zu rufen, das die Probleme untersucht, die zu der Pandemie geführt haben: Ausbeutung der Umwelt, Überbevölkerung, Umweltverschmutzung und Loslösung von der Natur.
Da ich in Europa ansässig bin, war es für mich naheliegend, einige Mitglieder der stärksten ökologischen Bewegungen – beispielsweise Fridays for Future oder Extinction Rebellion – zu interviewen. Diese Bewegungen werden von einer Generation angetrieben, die sich einer möglichen Apokalypse entgegenstemmen. Sie haben erkannt, dass die Verheißungen des Konsumismus und des ewigen Wirtschaftswachstums ihre Zukunft zerstören. Und sie haben begriffen, dass wir zur Natur und damit zum Leben zurückfinden müssen.

Was sah Ihr fotografischer Ansatz aus?
Ich musste aufgrund der Quarantänebedingungen in Spanien sehr strategisch vorgehen. Zuerst rief ich meine Protagonisten an und bat um ein Interview. Wir lernten uns kennen, ich erklärte ihnen das Projekt und fragte sie, welche Rolle diese Umweltbewegungen in ihrem Leben spielen. Dann schlug ich zwei Möglichkeiten vor, um die Porträts aufzunehmen: Die eine bestand darin, zu ihnen nach Hause zu kommen und so schnell wie möglich das Porträt anzufertigen. Wenn sie mit jemandem aus der Covid-19-Risikogruppe zusammenlebten oder wenn ihre Familie es vorzog, das Porträt aus der Ferne zu machen, gab es eine andere Möglichkeit: Dann traf ich die Protagonisten zusammen mit jemandem, mit dem sie zusammenleben – in der Regel ein motivierter Elternteil – und gab ihnen erste Anweisungen und die Kamera. Mit der Leica und einem Stativ machten sie sich dann auf den Weg nach Hause, und wir hatten einen Zoom-Call, bei dem ich sie zu einem gelungenen Porträt führte. Es funktionierte tatsächlich besser, als ich dachte!

Wie viele Menschen haben Sie porträtiert?
Im Laufe eines Monats habe ich 19 Aktivisten, alle jünger als 30 Jahre, und einige Landschaften fotografiert. Es war schön, während des Projekts das spanische Baskenland kennen zu lernen. Es hat wunderschöne dramatische Landschaften, und alle Protagonisten waren freundlich und offen. 

Wie haben Sie Ihre Protagonisten kennengelernt?
Ich habe ihnen einfach eine Nachricht auf Instagram geschrieben! Eines der großen Vorteile von sozialen Medien ist die Möglichkeit der Vernetzung. Alle waren sehr nett, und wer daran interessiert war, hat mir anschließend direkt auf WhatsApp geschrieben.

Konnten Sie etwas aus diesem Projekt lernen?
Ich war beeindruckt davon, wie sehr sich diese jungen Umweltschützer der Notwendigkeit bewusst sind, die Klimakrise zu meistern, und sich Gedanken machen, wie wir das erreichen können. Meine Protagonisten haben mir beigebracht, dass sie in einer Welt aufwachsen, die vergessen hat, über Positivität und lösungsorientierte Möglichkeiten zu sprechen. Dieses Projekt hat die Art und Weise verändert, wie ich Geschichten erzähle. Meine persönliche Mission als visuelle Geschichtenerzählerin ist nun auch lösungsorientierter geworden.

(Interview: Danilo Rößger)

Alle Bilder auf dieser Seite © Ana María Arévalo
Ausrüstung: Leica Q, Summilux 1:1.7/28 Asph
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Ana María Arévalo

Ana María Arévalo+-

Ana Maria Arévalo Gosen, geboren 1988 in Caracas, ist eine visuelle Geschichtenerzählerin, deren Arbeit sich auf den Kampf für Frauenrechte und Umweltfragen konzentriert. Sie mischt anspruchsvolle Recherchen mit intimen Geschichten und möchte mit ihren Projekten einen positiven Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung ausüben. Im Jahr 2020 gewann sie mehrere Preise für ihre Serie Días Eternos über die Haftbedingungen von Frauen in Untersuchungshaft in Venezuela. Das Projekt wurde in LFI 3/2019 vorgestellt. Mehr

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