Wattenruh

Alexander von Wiedenbeck

16. Juni 2022

Der deutsche Fotograf spricht über seine fotografische Reise zu einer Insel, die ihm ganz besonders ans Herz gewachsen ist.
Über viele Jahre hinweg lernte Alexander von Wiedenbeck die Insel Sylt immer mehr schätzen und lieben. Für ihn ist es eine Insel, die weit mehr zu bieten hat, als die Berichterstattung im Fernsehen oder in Hochglanzmagazinen vermitteln kann. Im Interview spricht der Fotograf von stillen, abgelegenen Orten, von freier fotografischer Entfaltung und dem Zauber der farblichen Reduzierung.

LFI: Was bedeutet Sylt für Sie, welche Geschichten sollen die Bilder Ihrer Strecke erzählen?
Alexander von Wiedenbeck: Sylt ist für mich ein Ort der Erholung. Dies aber nur außerhalb der Urlaubssaison. Nur dann kann man dort eine unglaubliche Ruhe und Stille erleben, die es einem erlaubt, einfach nur man selbst zu sein. Ich habe dort seit vielen Jahren schon sehr häufig mit meiner Leica M fotografiert, doch die Idee, diesen Rückzugsort der Erholung nun auch in einer ganzen Strecke zu erzählen, entstand erst im Jahr 2020. Ich war zu dieser Zeit im Spätsommer auf Sylt und konnte kaum glauben, wie menschenleer es zu Corona-Zeiten war. So kam der Impuls, die Insel gänzlich neu zu entdecken und diese Serie in eine Geschichte zu packen.

Wie gelangen Sie als Fotograf an diese Orte, die ganz paradiesisch, scheinbar mitten im Nirgendwo, fernab von touristisch ausgetrampelten Pfaden liegen?
Hierfür braucht es in der Regel viel Zeit und Geduld, sowie große Neugier und auch ein klein wenig Mut. Vermutlich sollte ich es hier nicht öffentlich zugeben, aber ich habe so einige Male ein paar Hindernisse, Betreten-verboten-Schilder und Zäune hinter mir gelassen, um dem „Paradies“ etwas näher zu kommen. Darüber hinaus kann ich auch jedem nur raten, außerhalb der Urlaubssaison auf die Insel zu fahren. Für mich war das immer die Zeit vor Ostern oder ab Mitte, Ende Oktober. Dies waren immer die besten Zeiten, um Sylt einigermaßen für mich zu haben.

Sie sprechen von einem „Meer aus Grautönen“, das die Leica M10 Monochrom produziert. Inwiefern bietet die Schwarzweißfotografie einen Mehrwert beim Fotografieren auf Sylt?
Schwarzweiß ist immer eine Reduktion auf das Wesentliche. Das kommt besonders auf Sylt sehr zur Geltung: Beispielsweise kommen die Spuren vom Wind im Sand durch die farbliche Reduzierung und das Spiel aus Licht und Schatten viel stärker zum Vorschein. Oder das Rote Kliff in Kampen, eine riesige Wand aus Sandstein, die aussieht, als wäre sie gerade eben aus dem Boden gerissen worden. Solche beeindruckenden Details treten erst so richtig hervor, wenn man die Farbe weglässt. Dem nicht genug, muss ich an dieser Stelle ein großes Lob an Leica loswerden, welch grandiose Qualität die Leica M10 Monochrom hier liefern kann. Die eben erwähnte Fotografie vom Roten Kliff wird nun in meiner Ausstellung in Westerland erstmals als großformatiger Panoramakunstdruck gezeigt, in einem Format von 300 × 105 cm. Diese Größe mit einer solchen Qualität hoch aufgelöst zu drucken und mit diesem Detailreichtum an Grautönen … das ist einfach nur unglaublich toll!

Die Ausstellung Wattenruh findet vom 3. Juli bis zum 30. Juli in der Stadtgalerie Alte Post in Westerland/Sylt statt.
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Alexander von Wiedenbeck
EQUIPMENT: ​​​​​​​Leica M10 Monochrom mit Summilux-M 1:1.4/35 Asph

Alexander von Wiedenbeck+-

Alexander-von-Wiedenbeck_Pressefoto-2022_Wetzlar_01
© Alexander von Wiedenbeck

Geboren und aufgewachsen in einem kleinen Dorf in der bayrischen Provinz, entdeckte er das Fotografieren Anfang der 2000er-Jahre in der Werbebranche. Schon bald widmete er sich der Fotografie auch abseits der Werbewelt und begann, authentische Geschichten zu erzählen. Seither fotografiert er Reportagen rund um die Welt, sei es als Auftragsarbeit oder bei freien Projekten. Von Wiedenbeck hat diverse Auszeichnungen, etwa den Tokyo International Foto Award oder den GoSee Award, erhalten. Seine Arbeiten waren in zahlreichen Einzelausstellungen rund um den Globus zu sehen, u. a. im BACC in Bangkok, im inatura Museum in Dornbirn bei Bregenz, im Weltmuseum in Wien sowie in etablierten Häusern in Deutschland. Mehr

1/11