Als Katalog zum FotoFest Biennial 2020 in Houston versucht der britische Kurator und Kulturhistoriker Mark Sealy in dem Bildband African Cosmologies: Photography, Time and the Other einen Überblick über originär afrikanische Fotografie zu geben.
Gemeinsam mit Steven Evans, geschäftsführender Direktor, und Max Fields, stellvertretender Kurator und Director Publications von FotoFest Biennial, hat sich Mark Sealy durch die Bestände afrikanischer Fotografie gearbeitet. Hier spricht er über das Konzept hinter African Cosmologies: Photography, Time and the Other, den Auswahlprozess und seine Wünsche für die Fotografie aus Afrika.
LFI: Afrika ist ein Kontinent mit einer vielfältigen Kulturszene. Können Sie uns das konkrete Konzept von „African Cosmologies“ etwas näher erläutern?
Mark Sealy: Das Projekt stellt eine 30-jährige Reise zu verschiedenen Ideen, Zeiten und Orten dar. Es ist nicht repräsentativ für etwas Bestimmtes oder einen bestimmten Ort. Vielmehr geht es um Multiplizität, Anerkennung, Vielfalt und die verwickelten Geschichten unserer komplexen Gegenwart. Gewiss gibt es afrikanische fotografische Traditionen, die bis vor kurzem einfach ignoriert wurden, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht da waren. Künstler wie Akinbode Akinbiyi, Rotimi Fani-Kayode, Samuel Fosso, Zanele Muholi und viele andere haben lange und hart darum gekämpft, anerkannt zu werden, und eine Stimme zu bekommen – und wenn wir jetzt das Haus der Geschichte ein wenig aufräumen, können wir deutlich sehen, dass der Einfluss der afrikanischen visuellen Kultur weit über die Grenzen der aufgezwungenen eurozentrischen Grenzen und Wissenssysteme hinausgeht. Es ist eine Einladung, weiterzudenken und zu entkoppeln.
Auf welche Fotografen wollten Sie sich konzentrieren?
Ein großer Teil des Diskurses um die Geschichte der Fotografie war damit beschäftigt, den fotografischen Kanon zu definieren und die Fotografie in Beziehung zur Kunstgeschichte zu setzen; das führte zur Konstruktion und Präsentation einer populistischen Geschichte der Fotografie, die von westlichen Fotografen dominiert wird. Es ist wichtig, die Fotografie auch im Hinblick auf Zeit, Raum und Distanz zu betrachten und die Arbeit, die eine Fotografie in Kultur, Politik und Geschichte leistet. Das ist der Kern meiner Philosophie, die ich seit langem verfolge. Es geht nicht um Auswahl, sondern um Dialog und Bedeutung.
Was wünschen Sie sich für das Medium Fotografie in Afrika und für afrikanische Fotografen?
Ich glaube, das Bild Afrikas wird von afrikanischen und Diaspora-Fotografen in etwas viel Nützlicheres und Mächtigeres umdefiniert. Das wiederum beeinflusst, wie andere auf oder mit dem Kontinent arbeiten. Wir haben Künstlern wie Rotimi Fani-Kayode, Santu Mofokeng, Monica de Moranda und Aida Silvestri viel zu verdanken. Sie helfen uns, uns von der Gewalt des kolonialen Denkens zu lösen, die Vergangenheit zu verstehen und unserer Gegenwart neue Bedeutungen zu geben. Sie sind helle Lichter, die uns helfen, zu einem besseren Verständnis zu gelangen. Wir tun gut daran, zu ihnen aufzuschauen. (ce)
Mark Sealy, Stevan Evans, Max Fields (Hrsg): African Cosmologies: Photography, Time and the Other. Gebunden mit zweifarbiger Folienprägung und farbigen Schnittkanten, 17 x 24,2 cm, 296 Seiten mit 218 Fotos und Illustrationen in Schwarzweiß und Farbe. Das Buch wurde in Kooperation mit FotoFest veröffentlicht. Schilt Publishing
Gemeinsam mit Steven Evans, geschäftsführender Direktor, und Max Fields, stellvertretender Kurator und Director Publications von FotoFest Biennial, hat sich Mark Sealy durch die Bestände afrikanischer Fotografie gearbeitet. Hier spricht er über das Konzept hinter African Cosmologies: Photography, Time and the Other, den Auswahlprozess und seine Wünsche für die Fotografie aus Afrika.
LFI: Afrika ist ein Kontinent mit einer vielfältigen Kulturszene. Können Sie uns das konkrete Konzept von „African Cosmologies“ etwas näher erläutern?
Mark Sealy: Das Projekt stellt eine 30-jährige Reise zu verschiedenen Ideen, Zeiten und Orten dar. Es ist nicht repräsentativ für etwas Bestimmtes oder einen bestimmten Ort. Vielmehr geht es um Multiplizität, Anerkennung, Vielfalt und die verwickelten Geschichten unserer komplexen Gegenwart. Gewiss gibt es afrikanische fotografische Traditionen, die bis vor kurzem einfach ignoriert wurden, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht da waren. Künstler wie Akinbode Akinbiyi, Rotimi Fani-Kayode, Samuel Fosso, Zanele Muholi und viele andere haben lange und hart darum gekämpft, anerkannt zu werden, und eine Stimme zu bekommen – und wenn wir jetzt das Haus der Geschichte ein wenig aufräumen, können wir deutlich sehen, dass der Einfluss der afrikanischen visuellen Kultur weit über die Grenzen der aufgezwungenen eurozentrischen Grenzen und Wissenssysteme hinausgeht. Es ist eine Einladung, weiterzudenken und zu entkoppeln.
Auf welche Fotografen wollten Sie sich konzentrieren?
Ein großer Teil des Diskurses um die Geschichte der Fotografie war damit beschäftigt, den fotografischen Kanon zu definieren und die Fotografie in Beziehung zur Kunstgeschichte zu setzen; das führte zur Konstruktion und Präsentation einer populistischen Geschichte der Fotografie, die von westlichen Fotografen dominiert wird. Es ist wichtig, die Fotografie auch im Hinblick auf Zeit, Raum und Distanz zu betrachten und die Arbeit, die eine Fotografie in Kultur, Politik und Geschichte leistet. Das ist der Kern meiner Philosophie, die ich seit langem verfolge. Es geht nicht um Auswahl, sondern um Dialog und Bedeutung.
Was wünschen Sie sich für das Medium Fotografie in Afrika und für afrikanische Fotografen?
Ich glaube, das Bild Afrikas wird von afrikanischen und Diaspora-Fotografen in etwas viel Nützlicheres und Mächtigeres umdefiniert. Das wiederum beeinflusst, wie andere auf oder mit dem Kontinent arbeiten. Wir haben Künstlern wie Rotimi Fani-Kayode, Santu Mofokeng, Monica de Moranda und Aida Silvestri viel zu verdanken. Sie helfen uns, uns von der Gewalt des kolonialen Denkens zu lösen, die Vergangenheit zu verstehen und unserer Gegenwart neue Bedeutungen zu geben. Sie sind helle Lichter, die uns helfen, zu einem besseren Verständnis zu gelangen. Wir tun gut daran, zu ihnen aufzuschauen. (ce)
Mark Sealy, Stevan Evans, Max Fields (Hrsg): African Cosmologies: Photography, Time and the Other. Gebunden mit zweifarbiger Folienprägung und farbigen Schnittkanten, 17 x 24,2 cm, 296 Seiten mit 218 Fotos und Illustrationen in Schwarzweiß und Farbe. Das Buch wurde in Kooperation mit FotoFest veröffentlicht. Schilt Publishing






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