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21.11.2019

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Ausgabe 8/2010, kommentiert von Julia Baier

„Ein einziges Mal bin ich ihm persönlich begegnet. Mitte der 90er-Jahre war Daniel Josefsohn zu einem Gastvortrag an meiner Hochschule eingeladen, da ging seine Arbeit gerade durch die Decke. Er kam, in extrem lässigem Ex-Skater-Style, erzählte aus seiner Vergangenheit und von seiner MTV-Kampagne „Miststück“ (sehr selbstverliebt) und ging wieder (einen unnahbar-arroganten Eindruck hinterlassend). Mich ärgerte, dass er so tat, als wäre alles einfach nur easy. Das brachte mich kein Stück weiter, und auch seine Bilder lösten nichts in mir aus. Es dauerte einige Jahre, bis ich ihn aufgrund seiner Fotos positiv wahrnahm. Mehr und mehr gefiel mir seine Arbeit wie etwa die rote Linie in den Bildern für Prada oder die berühmten Plakate für die Berliner Volksbühne. Das hatte einiges, was mich letztlich doch beeindruckte: diese Rotzigkeit, diese bunte Schrägheit und Konsequenz. Er machte, so schien es, was er wollte – ohne Kompromisse. Und das alles extrem lebendig.

Am meisten berührte mich dann 2014 seine sehr persönliche Bildkolumne Am Leben im ZEITmagazin, die er, nachdem er einen Schlaganfall erlitten hatte, mit seiner Lebensgefährtin wöchentlich bespielte. Plötzlich erschien er mir nahbar und echt. Seine Bilder waren witzig und hatten trotz der Umstände etwas Leichtes. Er hatte offensichtlich nicht verlernt, über sich selbst zu lachen. Wenn ich nun die Bildstrecke in der LFI betrachte, sehe ich skurrile Szenen in einer ebenso skurrilen Landschaft. Seit ich selbst für ein Stipendium auf Island war, bin ich fasziniert von der landschaftlichen Besonderheit der Insel. Josefsohn nutzt diese Umgebung spielerisch als Kulisse für seine Fotos. Mich interessiert inszenierte Fotografie eigentlich eher weniger, aber es ist grandios, wie seine Bilder trotz der Inszenierung immer einen Grad an Authentizität bewahren, ohne gewollt zu wirken. Es sind zarte, witzige, laute und leise Welten, die entstehen und die sich mit der Landschaft zu einem wunderbar ästhetisch-skurrilem Etwas verbinden.

Seine Bilder amüsieren mich sehr. Am Ende sagen sie: „Hey, lass uns doch bitte das Leben nicht so ernst nehmen.“ Alles easy also! Anscheinend bin ich langsam bereit, diese Botschaft anzunehmen – einfach so.“ (dar)

Julia Baier

Die freischaffende Fotografin, 1971 in Augsburg geboren, lebt in Berlin. Neben Aufträgen für internationale Agenturen, Magazine und Zeitungen, arbeitet sie ebenfalls an freien, fotografischen Themen. Eine ihrer großen Vorlieben gilt dem Wasser und Badekulturen weltweit. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet und in zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt.

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