Wildwood: The Race of Gentlemen 2015

Johannes Huwe

12. März 2016

Einmal im Jahr findet im amerikanischen Wildwood ein Spektakel der besonderen Art statt. Beim „Race of Gentlemen“ treten Haudegen aus aller Welt in ihren frisierten Automobilen und Motorrädern aus den 1930er- und 1940er-Jahren im Sprint gegeneinander an. Das Rennen der sogenannten Hot Rods ist eine nostalgische Reise in die Vergangenheit.
In den Sommermonaten scheint im amerikanischen Wildwood die Zeit stillzustehen: Motels und Restaurants mit leuchtenden Neontafeln prägen das Städtchen an der Ostküste der USA, Rock-’n’-Roll-Legende Bobby Rydell ziert als übergroße Ikone eine ganze Hausfassade und der Fast-Food-Klassiker Doo Wop Diner auf der Strandpromenade versorgt seine hungrigen Besucher wie in den 1950er-Jahren mit den angeblich besten Burgern weit und breit. Hier, unmittelbar am heranrollenden Atlantik, wird Amusement und Freizeitspaß groß geschrieben. Ein idealer Ort für das traditionelle „The Race of Gentlemen“ – kurz: TROG! Jahr für Jahr treten bei diesem Spektakel die chromglänzenden Hot Rods zum 200-Meter-Sprint gegeneinander an – jene frisierten Automobile und Motorräder, die schon vor über 60 Jahren den Strand von Wildwood unsicher gemacht haben. Der Oilers Car Club, einstiger Gründer der National Hot Rod Association, hat die Veranstaltung 2011 zu neuem Leben erweckt. Zugelassen sind Oldtimer aus der Zeit vor 1935 sowie Motorräder, die nicht später als 1947 produziert worden sind. Am Steuer der motorisierten Seifenkisten und Zweiräder von Herstellern wie Harley Davidson, Excelsior, Ford oder den Dodge Brothers: verwegene, oft bärtige Kerle mit verspiegelten Rennbrillen, zerkratzten Helmen, Tattoos auf den Armen und Motoröl im Blut. Viele tragen klassisch-weiße Harley-Davidson Overalls und haben ihre Fahrzeuge mit individuellen Symbolen geschmückt. Wenn dann das knapp bekleidete „Flag Girl“ die Startfahne schwenkt, verschmilzt die Geschichte im aufspritzenden Sand und knatternden Schall der historischen Vehikel zu einer mystischen Symbiose …

Johannes Huwe ist 2015 mit seiner M8 am Start, als das Rennen beginnt und die Fahrzeuge auf über 70 Stundenkilometer beschleunigen. Auch seine analoge MP hat er dabei, doch bei diesem Anlass bevorzugt der Hannoveraner spontan die digitale M mit 35-mm-Objektiv. „Beide Kameras sind Ausdruck des klassischen M-Konzepts und passen so ideal in die Zeit der historischen Autos“, meint Huwe. „Ich habe mich aber entschlossen, die Farbaufnahmen der digitalen M zu verwenden, und habe sie mit einem passenden Filmlook versehen.“ So erscheinen seine Aufnahmen von Mensch und Maschine blaustichig und hell mit flachem Kontrast und erinnern an frühe Farbaufnahmen aus der Nachkriegszeit. Auf diese Weise nimmt Huwe den Betrachter mit auf eine Reise in die Vergangenheit und macht die Atmosphäre am Strand von Wildwood erlebbar. Die Kombination aus Kameratechnik und Bildbearbeitung transportiert eindrucksvoll den Spirit des Race of Gentlemen. Darüber hinaus können Huwes Dokumentaraufnahmen im Retrostil als eine Hommage an die Hot Rodder und an den damaligen Freiheits- und Fortschrittglauben der Menschen verstanden werden.

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Die Dokumentar- und Landschaftsfotografie bilden den Schwerpunkt der Arbeiten von Johannes Huwe. Er besucht Orte wie Grönland, um dort die Inuit zu porträtieren, oder begibt sich auf wochenlange Expedition in die Antarktis. Huwe arbeitet bevorzugt analog. Neben Ausstellungen sind seine Arbeiten in Lifestyle- und Automagazinen sowie Online-Portalen zu sehen. Darunter sind GQ Magazine, Petrolicious, Spiegel Online, Octane Magazine und ZEIT online. Mehr

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