Before and after

Tomek Lendo

11. Juli 2016

In seiner Serie 5 Minutes Before, 5 Minutes After dokumentiert der polnische Fotograf Tomek Lendo wie sich Emotionen in den Gesichtern von Kampfsportlern spiegeln – vor dem Kampf in Schwarzweiß, nach dem Kampf in Farbe.
In seiner Serie 5 Minutes Before, 5 Minutes After dokumentiert der polnische Fotograf Tomek Lendo wie sich Emotionen in den Gesichtern von Kampfsportlern spiegeln – vor dem Kampf in Schwarzweiß, nach dem Kampf in Farbe. Lendo hat jedes Motiv nur ein- oder zweimal belichtet. Gesprochen hat er mit seinen Protagonisten nicht.

Weitere Bilder von Tomek Lendo sehen Sie in der LFI 5/2016.


Warum haben Sie in dem Projekt mit einem Schwarzweiß-Farb-Wechsel gearbeitet? Was sprach gegen eine ausschließlich monochrome Herangehensweise?

Das war das Konzept der Ausstellung, in der die Portraits nicht nebeneinander hingen, sondern gegenüber. So musste der Betrachter sich zum Vergleichen der Gesichter umdrehen. Das Publikum sollte sich wie im Ring verhalten – sich drehend und über die Schulter schauend durch die Ausstellung bewegen. Ich will den Betrachter nicht mit Brutalität schocken, mit den Verletzungen, Schwielen und typischen Wunden des Boxens – ich wollte vielmehr die Psychologie des Sports darstellen, und es ist mir, wie ich glaube, auch gelungen.


Für ein Porträt aus der Serie haben Sie den Grand Press Photo Award gewonnen, der die bedeutendste polnische Pressefoto-Auszeichnung darstellt. Was hat die Jury überzeugt?

Ich habe den Grand Press Photo Award dreimal gewonnen, bereits das zweite Mal mit einem Porträt. In 5 Minutes Before, 5 Minutes After ist das ganze Spektrum der Emotionen zu sehen – tiefe Konzentration vor dem Kampf und später die Befriedigung des Verlierers, der, trotz seiner Niederlage, seinen Club nicht beschämt hat. Das preisgekrönte Foto ist ein sehr plastisches Porträt. Seine Stärke kommt aus einer gewissen „Universalität“. So stellt man sich starke, große Krieger vor, egal aus welcher Disziplin, welchem Ort oder welcher Zeit.


Sie wohnen in der polnischen Kleinstadt Ostrołęka: ist das ein Hort fotografischer Inspiration oder brauchen Sie dafür auch andere Einflüsse?

Ich fühle mich eigentlich als Fotojournalist. Trotzdem will ich nicht in eine Kategorie fallen. Ich probiere alles aus und ich mixe die Genres während ich durch die Straßen meiner Stadt laufe. Ich möchte den Menschen eine Welt eröffnen. Aber nicht die ferne Welt, die exotisch und unerreichbar ist, sondern die, die uns nahe ist, die Welt um die Ecke. Wenn die Leute ihre Nachbarn sehen oder einen ihnen vertrauten Ort, dann sagen sie, „Huch, das habe ich noch nie gesehen!“
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Tomek Lendo

Tomek Lendo+-

Geboren 1969 in Ostrołęka/Polen. Diplom-Politologe an der School of Humanities in Pultusk, als Fotograf Autodidakt. Ausgezeichnet beim polnischen Pressefotowettbewerb Grand Press Photo 2014, 2015 und 2016. Ausstellungen u. a. beim Grand Press Photo und mit seiner Kosovo-Reportage Teddy’s Calvary Mehr

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