Buch des Monats - Restricted Areas

13. Juni 2016

Mit dem Projekt Restricted Areas war der russische Fotograf einer der Finalisten des Leica Oskar Barnack-Preises 2015. Als Gewinner des European Publishers Award For Photography des Jahres 2015 konnte er die Serie nun in erweiterter Buchform veröffentlichen.
Mit dem Projekt Restricted Areas war der russische Fotograf (*1989) einer der Finalisten des Leica Oskar Barnack-Preises 2015. Als Gewinner des European Publishers Award For Photography des Jahres 2015 konnte er die Serie nun in erweiterter Buchform veröffentlichen. Seine Fotografien aus ehemals sowjetrussischen Sperrzonen sind Symbolbilder einer verfehlten Fortschrittsideologie, in denen Aussage und Ästhetik eine überzeugende Symbiose eingehen. Aus einem kaum zu definierenden hellen Bildraum treten Architekturen und Objekte hervor, ohne dass Kontext und Bedeutung sofort ersichtlich werden.

Die zurückgelassenen Reste des Perfektionsstrebens fand er in verlassenen, ehemals geheimen Orten, die einst wichtige Technologiezentren waren. Sie berichten von früheren wissenschaftlichen Triumphen, aber auch vom Scheitern; vom menschlichen Drang nach Utopie, vom Streben nach technischer Perfektion, von einer perfekten Zukunft, die allerdings niemals kam.

„Für das Projekt bin ich viel gereist auf der Suche nach Orten, die besonders wichtig für das Konzept des technologischen Fortschritts waren. Diese Orte sind heute verlassen. Sie haben ihre Bedeutung verloren, ebenso wie ihre utopische Ideologie, die heute obsolet ist. Viele dieser Orte waren früher geheime Städte, die weder auf Landkarten noch in öffentlichen Archiven verzeichnet waren. Jeder Fortschritt kommt früher oder später zum Erliegen. Mich interessiert es zu dokumentieren, was davon übrig bleibt,“ so der Fotograf Danila Tkachenko. Eher durch Zufall stieß er vor einigen Jahren auf das Thema: „Beim Besuch bei meiner Großmutter, die in einer geschlossenen und ehemals geheimen Stadt lebt, in der die erste sowjetische Atombombe entwickelt wurde, fand ich heraus, dass in den Sechzigerjahren eine nukleare Katastrophe stattgefunden hatte, die aber komplett verschwiegen wurde. Ein riesiges Gebiet war damals kontaminiert worden und viele Menschen hatten chronische Krankheiten durch den Unfall entwickelt. Die erste Aufnahme von Restricted Areas wurde in dieser Stadt gemacht.“ Innerhalb von drei Jahren entstand die Untersuchung „über die Rücksichtslosigkeit des technischen Fortschritts gegenüber dem menschlichen Element – eine besonders tragische Dynamik, da diese Suche durch die Menschheit selbst initiiert wurde.“ Die besondere Licht-Stimmung ist ein bewusstes Gestaltungsmittel der Serie. Die Bilder entstanden immer bei Schneefall oder trübem Wetter, so dass „die Fotografien mit minimalen Details die maximale Aufmerksamkeit auf die Objekte lenken,“ so der Fotograf.

Danila Tkachenko
Restricted Areas
80 Seiten, 32 Farbabb.
30 x 24 cm, Deutsch
Kehrer Verlag
1/6
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Buch des Monats - Restricted Areas