Buch des Monats – TORI

Yamamoto Masao

7. Juni 2017

Yamamoto Masao ist stark inspiriert von der japanischen Ausprägung des Zen-Buddhismus und dem Glauben, dass Meditation und das Streben nach Schönheit eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung des Menschen spielen.
Schon das Cover ist ungewöhnlich: es zeigt das Bild einer Schneeeule vor hellem Hintergrund, doch ihr Gesicht ist dem Betrachter abgewandt. Eulen haben die Fähigkeit, ihren Kopf um bis zu 270 Grad zu drehen, doch ganz sicher ist dieses Bild auch symbolisch zu lesen, verweist es doch auf die introspektive Sicht und die geheimnisvolle Aufladung vieler Motive des japanischen Fotografen.

Yamamoto Masao (*1957) ist stark inspiriert von der japanischen Ausprägung des Zen-Buddhismus und dem Glauben, dass Meditation und das Streben nach Schönheit eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung des Menschen spielen. Sein Werk ist still, poetisch und überaus sensibel. Und auch in der Präsentation in Buchform sucht der Künstler konsequent eigene Wege, die jeden Bildband unverwechselbar und zu einem kostbaren Schatz werden lassen.

Im Mittelpunkt seines jüngsten Werks stehen Vögel (japanisch: Tori). Mit den kleinformatigen Schwarzweißmotiven greift er früheste Kindheitserinnerungen auf, als er beim Blick aus seinem Klassenzimmerfenster fasziniert Vögeln und Schmetterlingen zusah und davon träumte, mit ihnen davon zu fliegen. Nicht zum ersten Mal widmet er sich den Kreaturen der Lüfte, sie nehmen in seinem Werk eine zentrale Rolle ein, sind dabei weniger Naturstudien, als metaphorischer Verweis auf ihre Stärke aber gleichzeitig auch auf ihre Verletzlichkeit.

Der Künstler bricht mit bekannten Sehgewohnheiten, auch in diesem feinen Buch: Keine farbenprächtigen Großformate, sondern kleine, in ihrer Blässe fast zerbrechlich wirkende Motive prägen die Bildabfolge. Teils getönt, teils einzeln eingeklebt wird jedes Motiv zu einem Objekt, das sich der maschinellen Serienproduktion der Fotografie zu widersetzen scheint.

„Mit seinen kostbaren und gleichzeitig puristischen Fotografien verweist Yamamoto Masao auf das Transzendentale im Natürlichen,“ so Felicitas Vogdt im begleitenden Text zu der noch bis zum 30. Juli 2017 in München zu sehenden Ausstellung, die noch einmal mehr die Erlesenheit des fotografischen Unikats verstärkt. Doch auch das aufwendig gestaltete Buch – sicher ein Sammlerstück – entfaltet viel von den Ideen des Künstlers, die suggestive Kraft der Bilder als meditative Objekte zu nutzen und beim Betrachter auf eigene Erinnerungen und das Unterbewusstsein zu verweisen.
Ulrich Rüter

YAMAMOTO MASAO
TORI
156 Seiten, 93 Abbildungen
31 x 24,7 cm, englisch
RADIUS BOOKS


Die Arbeiten von Yamamoto Masao werden bis zum 30. Juli 2017 in München bei Stefan Vogdt/Galerie der Moderne präsentiert.
www.galerie-vogdt.de
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Yamamoto Masao

Yamamoto Masao+-

Yamamoto Masao (*1957 in Gamagori, Präfektur Aichi) begann sein Kunststudium zunächst als Maler. Seit über 20 Jahren widmet er sich der Fotografie; zu seinen Themen gehören Stillleben, Akte und Landschaften. Heute zählt er zu den bedeutendsten künstlerischen Fotografen Japans; in zahlreichen Projekten, Ausstellungen und Büchern arbeitet er immer wieder an den Grenzen von Fotografie und Malerei. Mehr

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