Buch des Monats - Piotr Zbierski: Push the sky away

28. Februar 2017

Dieser Bildband ist ein Erlebnis. Grobkörnige Schwarzweiß-Fotografien, fehlfarbene Sofortbilder in oft unscharfen, stark ausschnitthaften Momenten. Auf den ersten Blick erschließt sich das Buch ganz sicher nicht.
Dieser Bildband ist ein Erlebnis. Grobkörnige Schwarzweiß-Fotografien, fehlfarbene Sofortbilder in oft unscharfen, stark ausschnitthaften Momenten. Auf den ersten Blick erschließt sich das Buch ganz sicher nicht. Und doch ist diese konsequente Verweigerung einer der fotografischen Dokumentation verpflichteten Arbeit eine spannende Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und Grenzerfahrungen des fotografischen Mediums. Die drei Bildfolgen von „Push the sky away“ präsentieren sich als ein offener assoziativer Dialog mit dem Betrachter, der in freier Interpretation seinen ganz eigenen Weg durch die vielschichtige Bilderwelt finden muss, ohne dass eine konkrete Lesart oder eindeutige Erklärungen die Bildrätsel auflösen.

„Ich habe die Fotografie ausgewählt, da sie mich den Menschen sehr nahe bringt. Sie ist das einzige Medium, das mich in seiner Direktheit die Existenz der Fantasie in der realen Welt zeigen lässt.“

Bereits 2012 ist Piotr Zbierski international aufgefallen, als er für seine Serie “Pass by me“ den Leica Oskar Barnack Nachwuchspreis erhielt. Konsequent hat der Fotograf seinen Weg fortgesetzt und stellt nun das Ergebnis eines neunjährigen Findungsprozess umso eindrücklicher in seinem ersten umfassenden Bildband vor. Viele der 2012 ausgezeichneten Motive tauchen auch im ersten Teil des als Triptychon angelegten Buches wieder auf und geben einen Verweis auf das Entstehen des Projektes. Jede der drei Werkgruppen kann zunächst für sich selbst stehen und zeigt eine Periode der künstlerischen Entwicklung des Autors, auch wenn sie sich zeitlich überlagern. Neben den früheren Serien „Dream of white elephants“ und „Love has to be reinvented“ endet der Bildband mit dem neuesten Zyklus „Stones were lost from the base“. Zwischen die drei Bildteile sind kleinformatigere Einleger eingeheftet, die in ihrer Uneindeutigkeit die assoziative Vielschichtigkeit nochmals erweitern. Außerdem gibt es noch drei herausnehmbare schwarze Einschubmappen, die das Buch wandelbar gliedern. Auf diesen Blättern finden sich auch die persönlichsten Anmerkungen des Autors.

Der Künstler versteht seine Arbeiten als Reisen zu den Quellen der Natur, Traditionen, Symbolen und kulturellen Codes. Dabei ist es nicht wichtig, ob einzelne Motive in seiner unmittelbaren polnischen Umgebung, in Dörfern und kleinen Orten im Osten Europas oder in Indien entstanden sind. Zbierski ist auf der Suche nach dem Wesen und der gemeinsamen Verbindung menschlicher Emotionen. Dabei ist er besonders von zufälligen Erlebnissen fasziniert. Die flüchtigen Begegnungen mit seinen Zeitgenossen haben erst in den assoziativen Bildern ihre fotografische Dauerhaftigkeit gefunden und werden so zu authentischen Artefakten einer emotionalen Entdeckungsreise. Das Medium des Buches scheint trotz seiner vermeintlichen Linearität dabei ein besonders geeignetes Forum zu sein, um den Betrachter auf diese Tour mitzunehmen. Ulrich Rüter

Piotr Zberski
Push the sky away
238 Seiten + zwei sechzehnseitige Einleger
156 Farb- und Duotonabb.
21,0 cm x 28,0 cm, Englisch
(mit einem Gedicht von Patti Smith und einem Essay von Eleonora Jedlinska)
Dewi Lewis Publishing

Die französischsprachige Edition ist erschienen bei André Frère Éditions.
Die polnischsprachige Edition ist erschienen bei Wydawnictwo Biblioteki PWSFTviT.
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Buch des Monats - Piotr Zbierski: Push the sky away